Jahrbuch_2023-2024_HOH

52 Der Einsatz eines Schulhundes Madeleine Holinej Hunde auf Hohenwehrda Wer Hohenwehrda besucht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einem der hier lebenden Hunde begegnen. Der umliegende Wald und die weitläufigen Felder bilden eine ideale Umgebung für den besten Freund des Menschen, und so fühlen sich aktuell drei (einst waren es sogar mal sieben) Hunde auf dem Internatsgelände pudelwohl. Noch bevor ich nach Hohenwehrda gezogen bin, hatte ich mit meiner Mischlingshündin Bonnie die Ausbildung zum Schulhund-Mensch-Team bei ,,Dogik” begonnen. Unzählige Praxisseminare mit und ohne Hund, ein ganzer Ordner voll mit theoretischem Hintergrundwissen, knapp 2.000 Euro ärmer und umfangreiche Abschlussprüfungen später, begleitet mich Bonnie nun regelmäßig in den Unterricht. Dabei ist sie zu beneiden, denn sie darf als Einzige den Unterricht zum Großteil verschlafen. Ihr Job besteht meist nur darin, dabei zu sein und doch verfehlt ihre Anwesenheit die Wirkung nicht. Tiergestützte Pädagogik Tiere wirken sich nämlich erwiesenermaßen positiv auf die menschliche Psyche und auch Physis aus. Studien haben bewiesen, dass nicht nur das Streicheln eines Hundes, sondern allein die bloße Anwesenheit des Tieres den Blutdruck senkt und eine stressreduzierende Wirkung hat. Schulhunde können also den Stress, der in schulischen Situationen auftreten kann, abmildern. Doch natürlich spricht auch nichts dagegen, einen gesunden und motivierten Hund in aktive, hundegerechte Aufgaben mit einzubeziehen. Am liebsten begleitet Bonnie die Klassen natürlich bei Spaziergängen durch den Wald. Wer die Begeisterung sieht, die die meisten Kinder bei Erblicken der Hunde zeigen, wird bestätigen, dass Tiere die Laune deutlich heben können. Selbst Kinder mit anfänglicher Angst überwinden diese in der Regel im Laufe des Schuljahres. Voraussetzungen für den Einsatz an der Schule Einen zentralen Teil der Schulhund-Mensch-Ausbildung stellt tatsächlich die Schulung des Hundehalters dar. Der Hund muss als Voraussetzung neben der körperlichen und geistigen Gesundheit ein grundsätzlich freundliches Wesen, Freude an der Interaktion mit Menschen und einen guten Grundgehorsam mitbringen. Menschengruppen, auch so kleine Klassen wie auf Hohenwehrda üblich, können Tiere in Stress versetzen und Unkenntnisse im hündischen Ausdrucksverhalten können zu Unfällen führen. Somit steht an erster Stelle, dass ich als Hundehalterin eine Umgebung für meinen Hund schaffe, in der er sich sicher und wohl fühlen kann. Bevor ich also Bonnie das erste Mal mit in eine neue Klasse nehme, SCHULE Der Einsatz eines Schulhundes Schuljahr 2023/2024 Der Einsatz eines Schulhundes Schuljahr 2023/2024 53 SCHULE erarbeite ich mit der Klasse Verhaltensregeln, die der Sicherheit meines Hundes und der der Kinder dienen. Beispielsweise ist es wichtig, dass ein Schulhund einen Rückzugsort im Klassenzimmer hat. Viele Lehrkäfte nutzen dafür eine Hundebox, für Bonnie reicht eine Decke hinter meinem Pult, der sich kein Schüler näher als einen Meter annähern darf. Auch das Rufen und Anlocken ist streng untersagt. Ebenso gelten für mich als Halterin und Lehrerin Richtlinien. Schulhunde müssen regelmäßig prophylaktisch gegen Parasiten behandelt werden und eine Tierhalterhaftpficht, die den Einsatz in der Schule abdeckt, ist obligatorisch. Nur mit Einhaltung einiger Rahmenbedingung ist ein fairer und artgerechter Einsatz möglich und nur so kann Bonnie sich im Klassenraum entspannen und die Kinder durch ihre Präsenz erfreuen. Hundesprache Als Verantwortliche für meinen Hund sorge ich auch dafür, unseren Schülern und Schülerinnen ein wenig Grundwissen über die Hundesprache mitzugeben. Sogenannte körpersprachliche ,,Beschwichtigungssignale” sind für den Laien fast unsichtbar und doch zeigt ein Hund stets sehr deutlich, ob er gerade verunsichert ist oder keine Lust hat, gestreichelt zu werden. Ein leichtes Kopfabwenden, über die Schnauze lecken, blinzeln oder das Senken der Ohren sind die hündischen Arten, um Nein zu sagen. Besonders für Kinder, die noch nicht viel Kontakt zu Hunden hatten, ist es wichtig, vorab zu klären, wo und unter welchen Umständen der Hund berührt werden darf. Die Kinder lernen hierüber die Bedürfnisse des artfremden Lebewesens zu verstehen und zu achten. Denn auch wenn unsere Hunde auf Hohenwehrda ein beneidenswertes Luxusleben führen und sie beim Mitarbeiterfrühstück immer gerne Snacks von Kollegen und Kolleginnen annehmen, sind und bleiben es Raubtiere, die mit viel Verantwortungsbewusstsein gehalten werden müssen.

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