60 aber nicht. Mostar ist aber immer noch schön. Sagt er. Trotz des enormen Zeitaufwands für Lernen und Lehre. Im Dezember, also vier Monate nach Studienbeginn, sagt er: „Ein, zweimal waren wir schon weg, um zu feiern, nachdem eine Prüfung geschafft war.“ Geschafft heißt nicht unbedingt bestanden. Geschafft bedeutet: Geschrieben, die nächste kommt bald. Feiern bedeutet auch nicht Party ohne Pause, sondern feiern mit Stil: Essen gehen, Wein trinken, sprechen. Natürlich über das Studium. Für viele seiner Kommilitonen aus Kanada, Schweden, Kroatien und auch Deutschland ist die Situation deutlicher. Sie sind nicht gewohnt, so weit weg von daheim zu sein. André kennt das, zwei Jahre besucht er das Lietz-Internat Schloss Hohenwehrda. Hier verbringt er mehr Zeit als daheim, lernt Selbstständigkeit und Verantwortung für sich. „Schloss Hohenwehrda hat mir viel geholfen.“ Die Disziplin, die tollen, klar taxierten Lernzeiten, der ganze Stoff. „Sonst wäre ich hier in die Knie gegangen. Ich bin gewohnt, mich abends hinzusetzen und zu lernen.“ Andere lesen abends ein Buch zur Unterhaltung, André liest Fachliteratur und lernt. Netflix ist nicht. Im Teilbereich Biologie scheitern in den ersten Wochen 65 Prozent seiner Kommilitonen. André gehört zu den 35, die durchkommen. Wie lange kann man das durch- und aushalten? Den Druck, das Pensum, die Wucht, das Volumen? Einige Mitstudenten werfen nach wenigen Wochen SCHULE André Geyer: Medizinstudium in Mostar Schuljahr 2022/2023 Internat – eine Verbindung für das Leben André Geyer über sein Medizinstudium in Mostar - Fachabiturient von Schloss Hohenwehrda mit 1,0 Martin Batzel Mostar ist schön. Sagt man. Mag sein, soviel hat André noch nicht vor der Stadt gesehen. Ihm fehlt Zeit. 16 Stunden fürs Studium, acht Stunden Schlafen – da bleibt nichts übrig. Auch der Tag eines Medizinstudenten hat nur 24 Stunden; über den Spruch „dann nimm‘ halt die Nacht dazu“ kann André nur lächeln. Er rechnet noch mal: 16 Stunden abzüglich jeweils 30 Minuten für Frühstück, Mittag- und Abendessen. Jetzt stimmt’s: Acht Stunden Schlaf, 14 Stunden Zeit fürs Studium, davon zehn ins Lernen. Pro Tag. Aktuell belegt er das Fach „Scientific Methodology“, schreibt mit Kommilitonen an einem durch eigene Studien gestützten wissenschaftlichen Artikel mit dem lebensnahen Titel „Schlafgewohnheiten und Ängste bei Medizinstudenten“. Willkommen an der medizinischen Fakultät der Universität Mostar. Mostar ist immer noch schön. Sagt man. „Ja, ich habe mir das Studentenleben etwas anders vorgestellt.“ André Geyer, mit einem Schnitt von 1,0 vor einem Jahr der beste Abiturient der Fachoberschule Sozialwesen am Lietz-Internat Schloss Hohenwehrda, denkt bei seinem Studienstart auch an andere Studieninhalte: Feten, Spielabende, Partys – Studentenleben eben. Ist
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