222 „Internat ist ein Stück Heimat“ Politik-Journalistin Franca Lehfeldt über die Zeit mit Familie Müller und die TV-Legende Heiner Bremer Martin Batzel Der Tag in Berlin beginnt früh, sehr früh. Die Journalistin Franca Lehfeldt nimmt sich auch mal Zeit für ein stimmungsvolles Foto des Reichstagsgebäudes bei Sonnenaufgang, versieht es auf ihrem Instagram-Account (knapp 65.000 Abonnenten) mit dem saloppen Kommentar: „Das Hohe Haus. Um 06.00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung.“ Franca Lehfeldt studierte Hotelmanagement in Glion (CH), arbeitete anschließend im „Revenue Management“ für das Hotel Vierjahreszeiten Kempinski in München und absolvierte schließlich ihren Master in „Marketing“ in München und Boston. Auf Umwegen und als Quereinsteigerin volontierte sie 2017 an der RTL-Journalistenschule und arbeitete für die „RTL News“. Seit April 2021 war Franca Lehfeldt Chefreporterin im RTL-Hauptstadtstudio und stand für die RTL-Frühnachrichten vor der Kamera. Heute arbeitet sie als Chefreporterin und Moderatorin beim Nachrichtensender „Welt“. Im Gespräch mit Martin Batzel äußert sich Franca Lehfeldt über ihre Zeit als Internatsschülerin, ihre Vorbilder und ihre journalistischen „Leuchttürme“ - die lebenden TV-Legenden Heiner Bremer und Stefan Aust. Als Internatsschülerin verbrachte Franca Lehfeldt viel Zeit mit Jörg und Sonja Müller, dem Leiterehepaar des Lietz Internats SONSTIGES Schloss Hohenwehrda. Frau Lehfeldt, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihre Internatszeit zurück? Franca Lehfeldt: Mit sehr schönen Gefühlen. Familie Müller ist Teil meiner eigenen Familie geworden. Das sagt schon viel aus. Ich weiß noch genau, wie ich meine Geburtstage auf der Couch bei Familie Müller verbracht habe. Frau Müller und ich haben am selben Tag Geburtstag. Internat war für mich nie ein Zwang, sondern ein Stück Heimat. Welche Gründe gaben den Ausschlag für die Entscheidung, ein Internat zu besuchen? Und wie hat die Zeit im Internat Ihre Entwicklung beeinflusst? Franca Lehfeldt: Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung sind für einen Teenager die ersten Zeichen des Erwachsenwerdens, auf einmal wird man ernstgenommen. In der 11. Klasse habe ich ein Auslandsjahr in England gemacht, ebenfalls auf einem Internat. Nun sind die Regeln in England deutlich strenger und der Tag ist strikt getaktet, ich lernte den Freiraum einerseits und mögliche Konsequenzen bei Verstößen andererseits kennen. Jeden Sonntag saß ich im Büro des Schulleiters und musste nachsitzen, während meine Freunde Freizeit hatten. Ich wollte nicht akzeptieren, dass Mädchen nicht auf die Flure der Jungs dürfen. Dort gab es die besseren Computerspiele, das bessere Essen, die lustigeren Runden. Also hat meine Impertinenz mich immer wieder zurück auf „Los“ gestellt. Nur nach sechs Monaten des „kleinen Erwachsenseins“, wollte ich nicht Interview mit Franca Lehrfeldt Schuljahr 2021/2022
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